Weit über 100 Interessierte versammelten sich im Feuerwehrgebäude Lastrup zur Bürgerinformation „Erdbeben bei Lastrup um den 1. Oktober 2018“.
Im großen Besprechungsraum der Feuerwehr Lastrup war kein freier Sitzplatz mehr zu finden. Fernseh-, Radio- und einige Pressevertreter örtlicher Regionalzeitungen befanden sich unter den sehr interessierten Zuhörern, die den über zweistündigen Ausführungen der Referenten des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) – Geozentrum Hannover und der Exxon Mobil folgten. Frau Monika Bischoff vom Erdbebendienst des LBEG erläuterte in ihrem Vortrag die Untersuchungen der Auswirkungen eines sogenannten industriellen Erdbebens.
Danach sind in Niedersachsen bislang 100 Erdbeben registriert worden. 58 dieser Erdbeben sind über eine Magnitude (Erdbebenstärke) von 1,9 und sind damit deutlich spürbar. 8 sind sogar stärker als 3,0 gewesen. Diese sind auf einer Entfernung von 10 bis 15 km noch spürbar. Der höchste Wert wurde mit 4,5 im Bereich Rotenburg im Jahr 2004 gemessen. Eine Magnitude von 4,5 ist in einem Bereich von ca. 70 km deutlich bemerkbar.
Seit dem Jahr 1976 werden die Erdbeben bereits katalogisiert. Frau Bischoff machte deutlich, dass die Erdbeben um Lastrup im Zusammenhang der Erdgasförderung stehen. Sie stellte auch den sogenannten Erdbebenfragebogen vor. Dieser kann über die Homepage des LBEG bezogen werden. Der Fragebogen wurde 221mal von Betroffenen aus den Bereichen Lastrup, Cloppenburg, Kneheim, Essen und auch Quakenbrück ausgefüllt. Bezüglich der Beben nannte sie einen Anhaltswert von 5 mm/s und machte deutlich, dass bei den angesprochenen Beben eine Bodenschwinggeschwindigkeit von 12 mm/s festgestellt wurde.
Herr Harald Bernd, als Vertreter der Firma Exxon Mobil, stellte die Fördersonden vor. Demnach gibt es im Bereich Hemmelte Z 1 zwei Fördersonden im Bereich des Buntsandsteins. 11 Fördersonden gibt es im Bereich Hemmelte Z 4, wo eine Gasförderung im Zechstein durchgeführt wird. Seit den 80er Jahren wird im Bereich Lastrup Gas gefördert. Bislang wurden 36 Milliarden Kubikmeter Gas gefördert.
Zur Schadensquote nach dem Erdbeben am 01.10.2018 mit einer Stärke von 3,6 wurden bisher 29 Schadensmeldungen durch die Experten von Exxon Mobil bearbeitet. In drei Fällen wurde eine Erstattung abgelehnt, da der Zusammenhang Schadensereignis und Erdbeben absolut nicht dargelegt werden konnte. In 15 Fällen gab es bereits einen finanziellen Ausgleich für die Geschädigten.
Der Abschluss einer Elementarschadenversicherung für den Bereich Erdbeben sei nicht erforderlich, weil das industrielle Erdbeben nicht inbegriffen ist. Daher ist auch die Vermutung, dass durch die entstandenen Schäden die Versicherungsprämien steigen könnten nicht richtig.
Zur Überwachung des örtlichen Erdbebens ist ein seismisches Überwachungsnetz installiert. Im Rathaus Lastrup sowie auf einem Freigelände in Essen/Oldb. gibt es Messgeräte. Weitere sollen nach Rücksprache mit dem Landkreis Cloppenburg in Schulen eingerichtet werden.
Der Vorsitzende der Schlichtungsstelle Erdbeben Wolfgang Ahrenhövel (ehemaliger Präsident des OLG Bremen – Erreichbarkeit: Geschäftsstelle beim Landkreis Rotenburg – erläuterte, dass die Aussichten auf eine finanzielle Erstattung von Schäden sehr hoch sei. Fast in allen Fällen kommt es zu einer Einigung mit den jeweiligen Unternehmen des Bergbaus, der Gasförderer.
Alle Ausführungen, dass wir uns in einem absolut erdbebensicheren Gebiet befinden, revidierte Prof. Dr. Manfred Joswig vom Institut Geophysik der Uni Stuttgart. Er bestätigte, dass wir in Deutschland vor klassischen Erdbeben sehr sicher sind, aber man könne nicht mit absoluter Sicherheit sagen, dass in unserem Land niemals Erdbeben auftreten werden. Die Forschung und alle Messungen besagen, dass uns kein Erdbeben droht, aber auch nicht in Gänze auszuschließen ist. Zum aktuellen Fall in Lastrup sagte Prof. Joswig, dass in einer Bodentiefe von 3,6 km der Boden auf einer Länge von 1 km gerissen ist und durch den Abbau der Energie das deutlich spürbare Erdbeben ausgelöst wurde.
Auf Nachfragen der Zuhörer äußerten Vertreter von Exxon-Mobil, dass aktuell keine Erdgasförderung im Bereich von Lastrup durchgeführt wird. Auch in den nächsten Jahren ist demnach kein Projekt in diesem Bereich geplant. Dazu gab es jedoch unterschiedliche Aussagen. Einmal wurde gesagt, dass die Projektplanungen der nächsten fünf Jahre eine Förderung nicht vorsehen, wobei diese Aussage dadurch relativiert wurde, weil im nächsten Jahr neue Projektplanungen für die kommenden fünf Jahre durchgeführt werden. Somit bleibt zu hoffen, dass die Erdgasförderung in diesem Bereich beendet ist.
Aussagen über den hundertprozentigen Zusammenhang Erdgasförderung und örtliches Erdbeben sowie kein weiteres industrielles Beben, wurden seitens der Experten nicht getroffen. Die Wissenschaftlerin M. Bischoff bestätigte den Zusammenhang, lehnte aber einen absoluten Zusammenhang aus wissenschaftlichen Gründen ab.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es sich bei den vortragenden Fachleuten um echte Experten auf dem Gebiet des Erdbebens gehandelt hat, diese jedoch nicht die absolut verständlichen Ängste der vielen Zuhörerinnen und Zuhörer nehmen konnten.
Bericht und Fotos: Detlef Kolde